Crash und Höhenflug: Was das nächste Jahr für den Krypto-Markt bereithält
2021 war ein aufregendes Jahr – auch für die Anlageklasse digitaler Assets. Das kommende Jahr dürfte nicht minder spannend werden. Viele Assets bauen ihr Ökosystem kräftig aus, zudem nehmen Regulatoren die junge Anlageklasse verstärkt unter die Lupe.
Aktuelle Markteinschätzung von Michael B. Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von justTRADE
Frankfurt am Main, 01. Dezember 2021 – Bitcoin hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Geprägt war die Wertentwicklung insbesondere von zwei entscheidenden Ereignissen: Dem Krypto-Verbot in China und der Zulassung des ersten Bitcoin-ETFs an der US-amerikanischen Börse.
Die Nachricht, dass China das Mining und den Handel digitaler Assets endgültig verbieten werde, hat den gesamten Krypto-Markt im Juni kräftig unter Druck gesetzt. Aber: Schnell zeichnete sich ab, dass Bitcoin-Miner, die das Netzwerk der Währung am Laufen halten und neue Bitcoin erzeugen, ein anderes Zuhause finden würden. So haben sich die USA dem Markt für Mining geöffnet, mittlerweile entfallen rund 35 Prozent der gesamten Mining-Kapazität auf die Vereinigten Staaten. Ein Grund, weshalb sich innerhalb weniger Wochen nach der Korrektur der Kurs des beliebten Krypto-Assets stabilisieren konnte.
Profitieren konnte Bitcoin sicherlich von den ersten Future basierten Bitcoin-ETFs, markierte der Kurs in der Folge doch ein neues Allzeithoch. Und vermutlich dürfte auch die steigende Inflationsrate Bitcoin gestützt haben. So hatte die US-Bank JP Morgan ihren Anlegern geraten, in Bitcoin statt in Gold als Schutz gegen die steigende Teuerungsrate zu investieren. Ob sich die virtuelle Anlage tatsächlich als nachhaltiger Inflationsschutz erweisen wird, bleibt aber noch abzuwarten. Vor allem die im Vergleich zu Gold rund fünfmal so hohe Volatilität sollten Anleger aufmerksam beobachten.
Ethereum könnte Bitcoin im kommenden Jahr gefährlich werden
Wie sich Bitcoin künftig entwickeln wird, ist von zahlreichen Faktoren abhängig – und daher nicht seriös und verlässlich zu prognostizieren. Unumstritten ist jedoch, dass der Bitcoin-Erfolg zunehmend vom immensen Energieverbrauch, den das Mining der Kryptowährung verschlingt, überschattet wird. Zwar greifen Miner mittlerweile auch häufig auf überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien zurück, dennoch steigt der Strombedarf stark an. Das hat zwei Gründe: Einerseits nimmt die Zahl der Transaktionen aufgrund der Beliebtheit des Krypto-Vorreiters deutlich zu, zum anderen verringert sich durch das alle vier Jahre stattfindende Halving die Geschwindigkeit, mit der neue Bitcoin erzeugt werden. Es braucht also zunehmend Rechenleistung und Energie, um eine gleichbleibende Menge an Bitcoins zu erzeugen.
Bitcoins Konkurrent Ethereum setzt zwar ebenfalls auf das energieintensive Proof of Work-Verfahren, bei dem das Netzwerk durch die Rechenleistung von Minern garantiert wird. Das zweitwichtigste Asset am Markt stellt seine Technologie mit einem Update jedoch auf das deutlich energieeffizientere Verfahren Proof of Stake um. Die Rechenleistung von Minern spielt dann kaum noch eine Rolle. Das Update namens Ethereum 2.0 hat bereits begonnen und soll im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Nach dem Upgrade soll die Blockchain nicht nur schneller und günstiger, sondern auch deutlich effizienter werden. Dank schnellerer Transaktionsraten und sinkender Netzwerkkosten dürfte Ethereum, derzeitiger Platzhirsch im lukrativen und stark wachsenden DeFi-Bereich, seinen Vorsprung in diesem Sektor dann noch stärker ausbauen.
Cardano und Polkadot bauen ihr Ökosystem aus
Das Krypto-Universum hat aber auch abseits von Bitcoin und Ethereum einiges zu bieten. So basiert etwa die Blockchain von Cardano bereits auf dem Verfahren Proof of Stake – und ist im Gegensatz zu Bitcoin und Ethereum somit deutlich umweltfreundlicher. Gleichzeitig skaliert das System derzeit besser als Ethereum, d.h. auf der Cardano-Blockchain sind mehr Transaktionen pro Sekunde möglich. Hinzu kommt: Im Zuge des September-Updates wurden auch Smart Contracts auf Cardanos Blockchain eingeführt. Die Plattform könnte daher schon bald in den finanzstarken DeFi-Markt einsteigen.
Ebenso wie Cardano bereitet sich auch Polkadot darauf vor, dezentrale Anwendungen in die eigene Blockchain zu integrieren, mehr Nutzer an Bord zu holen und so das Ökosystem massiv auszubauen. Im Gegensatz zu Cardano handelt es sich bei Polkadot um ein Protokoll, dass die Kompatibilität verschiedener Blockchains untereinander sicherstellt und seine Nutzer dazu befähigt, eigene Blockchains starten und betreiben zu können.
Doge und Shiba Inu: Spaß-Währungen mit Potenzial?
Zuletzt lohnt ein Blick auf das Hunderennen der beiden Spaß-Token Dogecoin und Shiba Inu. Zwar machten beide Token 2021 durch rasantes Wachstum von sich Reden, allerdings sollten sich Anleger auch des Risikos der so genannten Meme-Währungen bewusst sein. Im Gegensatz zu Cardano und Polkadot steht hier ein ganz anderer Sinn im Vordergrund: Doge und Shiba bieten keine konkreten Anwendungsfälle; sie sind vor allem wegen ihres Unterhaltungswerts beliebt. In Internet-Communitys wie Reddit haben Doge als auch Shiba zwar eine vergleichweise große Fangemeinde – doch die kann unter Umständen schnell auf den nächsten Spaß-Coin aufspringen. Kurzum: Absolute Vorsicht ist hierbei geboten.
Dass Anleger äußerst wachsam sein sollten, zeigt auch der Fall „Squid Game Coin“. Der Token hat sich nicht nur namentlich bei der erfolgreichen Netflix-Serie „Squid Game“ bedient, sondern auch bei den Investitionen seiner Anleger. Nach vollmundigen Versprechungen haben sich die Entwickler des Tokens kurz nach dessen Veröffentlichung mit dem Geld für den Ausbau des „Projekts“ aus dem Staub gemacht. Der kurzlebige Token wurde so ein Totalverlust für die beteiligten Investoren.
Es bleibt spannend
Langeweile wird 2022 am Krypto-Markt wohl nicht aufkommen, im Gegenteil. Zahlreiche Projekte, die sich seit Jahren in der Entwicklung befinden, treten in die finale Phase und gehen Partnerschaften mit etablierten Playern am Markt ein. Zudem gewinnen digitale Assets als Anlageklasse zunehmend an Bedeutung: Immer mehr Investoren holen sich Kryptos zur Diversifizierung ins Portfolio, zudem erreichen Bitcoin & Co durch erste ETF-Zulassungen in den USA mittlerweile den Mainstream des Finanzmarkts. Was die Regulierung digitaler Assets angeht, dürfte im kommenden Jahr ebenfalls kein Stillstand herrschen. So ist davon auszugehen, dass amerikanische und europäische Regulatoren den Krypto-Markt deutlich stärker unter die Lupe nehmen werden. Um potenzielle Investoren nicht abzuschrecken, sollte sich die kommende Bundesregierung aber eindeutig zum Zukunftsmarkt digitaler Assets positionieren.