Im Einkauf liegt der Gewinn
Der zurückliegende Zick-Zack-Kurs war nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Zwar ist eine nachhaltige Börsen-Beruhigung möglich, doch allzu wahrscheinlich erscheint dieses Szenario derzeit nicht. Für Discountzertifikate-Anleger sind das aber nicht die schlechtesten Aussichten.
Aktuelle Markteinschätzung von Michael B. Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von justTRADE.
Runter, rauf, runter, rauf, runter – und zuletzt wieder ein wenig rauf. Gemeint ist damit nicht die Anleitung für eine Gymnastikübung, vielmehr spiegelt dieses Auf und Ab – kompakt zusammengefasst – den Verlauf des wichtigsten deutschen Aktienindex DAX in diesem Jahr wider. Wobei der DAX bisher in 2022 aber eher zur Schwäche neigte. Kein Wunder: Schließlich überwiegten im Jahresverlauf trotz einiger guter Momente die Hiobsbotschaften, die zudem auch noch allesamt gleichzeitig für Unruhe sorgten und sorgen. Dass sich die überaus herausfordernde Gemengelage rund um Inflation, Zinsen, Lieferketten, Materialknappheit und Ukrainekrieg zeitnah beruhigen wird, ist zwar mehr als wünschenswert. Doch befürchte ich, dass die aktuell unsichere Lage noch eine Weile anhalten wird.
Anleger werden daher womöglich auch weiterhin mit recht nervösen Märkten zurechtkommen müssen. Wie volatil der heimische Aktienmarkt im laufenden Jahr war, zeigt ein Blick auf das deutsche Volatilitätsbarometer VDax-New, der im Frühjahr mit etwa 49 Punkten den zweithöchsten Stand seit rund elf Jahren aufwies. Für Anleger, die über den Tellerrand hinausschauen, tun sich dennoch attraktive Renditechancen auf. So ist das ständige Auf und Ab der Kurse beispielsweise der ideale Nährboden für Discountzertifikate. Der Grund besteht – ohne allzu sehr ins Detail zu gehen – in der Konstruktion dieser Derivate, die sich aus einem Aktienkauf und dem gleichzeitigen Verkauf einer Call-Option zusammensetzen.
Besser als der Basiswert – in fast jeder Börsenphase
Bei Discountzertifikaten ist der Name Programm. Das bedeutet: Im Vergleich zum zugrunde liegenden Basiswert – etwa eine Aktie oder ein Index – erhalten Anleger den Discounter mit einem Preisnachlass. Natürlich erhalten Investoren den Rabatt nicht zum Nulltarif, denn im Gegenzug ist die Gewinnmöglichkeit bei Discountzertifikaten durch einen so genannten Cap nach oben begrenzt. Mit anderen Worten: Kursgewinne des Basiswertes machen Anleger nur bis zu einer vorab definierten Grenze mit. Steigt der Basiswert bis Fälligkeit über den Cap hinaus, profitieren Anleger nicht mehr davon. Es wird maximal die Höhe des Caps ausgezahlt. Auf der anderen Seite wird ein möglicher Verlust des Basiswertes durch den Preisvorteil zumindest abgefedert. Welches Risiko Investoren mit einem Discountzertifikat eingehen möchten, können sie bis zu einem gewissen Grad selber steuern. Dabei gilt: Je höher der Cap und je niedriger der Discount, desto höher sind das Risiko und die maximale Renditechance – und umgekehrt.
Mit Discountzertifikaten fahren Anleger somit sowohl bei leicht fallenden und steigenden Kursen als auch in seitwärts tendierenden Märkten in der Regel besser als mit dem Basiswert. Das folgende Beispiel verdeutlicht die Überlegenheit der Discounter in verschiedenen Marktphasen: Eine Aktie kostet 100 Euro und das darauf aufgelegte Discountzertifikat – ausgestattet mit einem Cap von 110 Euro – ist für 80 Euro zu haben. Gibt der Aktienkurs beispielsweise um 18 Prozent auf 82 Euro nach, befinden sich Anleger des Discountzertifikats immer noch in der Gewinnzone. Rutscht der Aktienkurs unter den rabattierten Einstiegspreis von 80 Euro, machen zwar auch Anleger des Discounters ein Minusgeschäft. Allerdings fällt ihr Verlust – anhängig von der Höhe des Discounts – geringer aus als das der Aktionäre. Bewegt sich der Aktienkurs hingegen nicht vom Fleck, stehen Anleger des Discountzertifikats ebenfalls besser dar. Bei Fälligkeit des Zertifikats – Discountzertifikate haben stets eine endliche Laufzeit – freuen sich Investoren in unserem Beispiel dann über einen Gewinn in Höhe von 20 Prozent. Grund: Am Laufzeitende wird dem Käufer des Discounters der Wert der Aktie (in diesem Fall 100 Euro) ausgezahlt. Selbst wenn der Dividendentitel um 20 Prozent auf 120 Euro zulegen sollte, sind Discountzertifikate-Anleger noch im Vorteil – und dies, obwohl der Gewinn durch den Cap von 110 Euro begrenzt ist. Summa summarum fahren Investoren dann einen Ertrag von 37,5 Prozent ein, da der Gewinn sich aus der Spanne des Kaufpreises des Zertifikats (80 Euro) und dem Cap (110 Euro) zusammensetzt.
Discountzertifikate sind nicht immer die lukrativste Wahl
Neben der Schwankungsintensität sollten Anleger, die mit dem Gedanken spielen, sich ein Discountzertifikat ins Depot zu legen, auch stets die Dividendenentwicklung im Blick behalten. Denn die Dividende des Basiswertes fließt in Form eines Preisabschlags und einem damit einhergehenden Anstieg der maximal erzielbaren Rendite mit in die Konstruktion der Discountzertifikate ein – und wird somit indirekt an die Investoren weitergereicht. Heißt: Werden in einem Umfeld sinkender Dividenden neue Discountzertifikate emittiert, sind deren Konditionen in der Regel ungünstiger als in Zeiten hoher Ausschüttungen.
Wer mit dem Kauf eines Discountzertifikates liebäugelt, sollte daher nicht nur die aktuelle Volatilität des entsprechenden Basiswertes prüfen, sondern auch die Dividendenzahlungen berücksichtigen. Noch wichtiger ist allerdings: Anleger sollten eine klare Meinung zur Entwicklung des Basiswertes haben. Wird ein kräftiger Kursanstieg erwartet, wäre in der Regel der Kauf des Basiswertes die bessere Variante. Rechnen Anleger hingegen mit einem kräftigen Kursrückgang des Basiswerts, wären andere Zertifikategattungen – etwa ein Reverse-Bonus-Zertifikate – die lukrativere Wahl.
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